Genauigkeitsstufen

Für die Sanierungsplanung ist gutes Planmaterial unabdingbar. Von den Denkmalbehörden werden mitunter Aufmaße in höherer Genauigkeit gefordert als bei Neubauprojekten üblich. Dazu zählen vor allem tachymetrische und verformungsgetreue Aufmaße. Hinzu kommen oft detaillierte Aufmaße von bemerkenswertem Bauschmuck etc. Die jeweilige Genauigkeit wird in 4 verschiedene Stufen gegliedert:
Die Genauigkeitsdefinitionen* lauten folgendermaßen:

Genauigkeitsstufe I – schematisches Aufmaß
Maßstab 1:100

  • schematische, jedoch vollständige Darstellung
  • einfache Dokumentation eines Gebäudetyps in Grundrissgliederung, Höhenentwicklung, Form und Außenerscheinung
  • Pläne dienen als Besprechnungsgrundlage bei Vorplanungen oder als Grundlage bei Renovierungsarbeiten ohne Eingriff in die Bausubstanz
    Darstellungsgenauigkeit: Außenabmessungen und lichte Raummaße, Lage und Größe der Wandöffnungen, Geschoss- und Dachstuhlhöhen, Wand- und Deckenstärken, vereinfacht Dachkonstruktion und Sichtfachwerk

Genauigkeitsstufe II – annähernd wirklichkeitsgetreues Aufmaß
Maßstab 1:50

  • wirklichkeitsgetreues Aufmaß
  • Darstellungsgenauigkeit muss innerhalb +/- 10 cm liegen
  • Grundlage für einfache Sanierungs- und Sicherungsmaßnahmen und zur Kartierung restauratorischer Untersuchungen
    Darstellungsgenauigkeit: Konstruktion der Struktur der Wände, Spannrichtungen der Deckenbalken, deutlich sichtbare Deckendurchbiegungen, Fußbodengefälle, Wandneigungen sowie Grundrissabweichungen vom rechten Winkel

Genauigkeitsstufe III – verformungsgetreues Aufmaß
Maßstab 1:50

  • exaktes und verformungsgetreues Aufmaß
  • Darstellungsgenauigkeit muss innerhalb von +/- 2,5 cm liegen
  • wirklichkeitsgerechte Dokumentation für Restaurierungs- und Umbauplanungen sowie für Zwecke der wissenschaftlichen Bauforschung, der statischen Sicherung und der planungsvorbereitenden Bauzustandsanalyse
    Darstellungsgenauigkeit: Konstruktion der Struktur der Wände, Konstruktion und Untersicht der Decken, Struktur und Aufbau der Fußböden, Baufugen, Zimmermanns- und Steinmetzzeichen, Hinweise auf frühere Bauzustände, Beschreibung des Baumaterials

Genauigkeitsstufe IV – verformungsgetreues Aufmaß mit detaillierter Darstellung
Maßstab 1:25 oder größer

  • exaktes verformungsgetreues Aufmaß
  • Grundlage für komplexe Umbaumaßnahmen mit hohem Schwierigkeitsgrad
  • Darstellungsgenauigkeit muss innerhalb von +/- 2 cm, bei Maßstab 1:20 = +/- 1cm liegen
  • für wissenschaftliche Bauforschung, statische Sicherung, planungsvorbereitende Bauzustandsanalysen, komplizierte Umbaumaßnahmen, Translozierungen und Rekonstruktionen
    Darstellungsgenauigkeit: Doppellinien bei Steinfugen, genaue Darstellung von Fenster-, Türleibungen und Zierelementen und je nach Aufgabenstellung kleinste Hinweise auf frühere Bauzustände wie Holznägel, Streifnuten, Beschlaglöcher u.ä. mehr gegebenenfalls in zusätzlichen Detailplänen im Maßstab 1:10

*Genauigkeitsdefinition nach: Eckstein, Günter: Empfehlungen für Baudokumentation. Hrsg. vom Landesdenkmalamt Baden Württemberg, Arbeitsheft 7. Stuttgart 1999.